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Was gehorsam macht

Warum sagst du nichts?

Immer wieder begegnen mir Situationen, bei denen Menschen sich in unliebsamen Situationen befinden, die sich ändern lassen würden - wenn sie sie ansprechen würden. Und sie tuen es nicht.

Warum, fragt man sich so oft. Warum halten Menschen etwas aus, obwohl sie es wahrscheinlich ändern könnten, wenn sie schlicht über ihre Bedürfnisse sprechen würden?

 

Vor kurzem hat eine Freundin ihren Job gekündigt, weil dieser ihrem Bedürfnis nach Planungssicherheit nicht entsprochen hat. Sie hat dort gerne gearbeitet, aber die Situation erst am Sonntag Nachmittag den Arbeitsplan für Montag zu haben, hat sie an ihre Grenzen gebracht. 

Klar, verständlich! sagen jetzt Viele. Wer will schon erst einen Tag vorher wissen, wie und ob man am nächsten Tag arbeiten kommen soll, oder  ob man die geplanten Termine der nächsten Woche überhaupt einhalten kann? 

Sie äußerte ihren Chefs gegenüber ihr Bedürfnis nach Sicherheit und wurde erstaunt angesehen. Alle anderen Mitarbeiter würden problemlos damit klar kommen. Aber ist das wirklich so? Als sie den anderen Angestellten von ihrer Kündigung erzählte, wurde schnell klar das fast alle mit dem System nicht zufrieden waren, allerdings wollte niemand es ansprechen. 

Aber warum? Wo war das Problem? 

 

Das Problem liegt meist in unserer Kindheit. Denn Erziehung früher war zumeist eine Erziehung zum Gehorsam. Kinder bekamen Anweisungen, die sie zu befolgen hatten.

"Zieh dich jetzt an!" "Es wird gegessen was auf den Tisch kommt!" "Frag nicht! Mach!"

Mit diesen Sätzen sind wir fast alle groß geworden. Eigene Bedürfnisse äußern (Ich habe keinen Hunger! Ich will das nicht anziehen!), Dinge hinterfragen oder gar Ablehnen war keine Option und wurde auf die ein oder andere Art bestraft. Kinder hatten zu funktionieren. Das macht ein Leben mit Kindern einfach.

Blöderweise werden Kinder irgendwann Erwachsene. Erwachsene, die Autoritäten nicht anzweifeln, weil sie es gelernt haben Befehlsempfänger zu sein.

"Der Chef wird sich da schon etwas bei gedacht haben." "Wenn ich das fordere, werde ich Versetzt/gekündigt!" "Das ist schon immer so!" sind die Sätze, die immer wieder fallen.

Es wurde von Klein auf so gelernt: Äußere ich Bedürfnisse oder Wünsche, werden sie Bestraft oder Ignoriert. Ich versuche es besser gar nicht. 

Bei vielen ist der Speicher für erfüllte Bedürfnisse irgendwann leer. Sie schaffen es nicht, es an anderer Stelle wieder aufzufüllen, denn auch da lauert gerne eine "falsche" Autorität, die sich den Gehorsam bewusst oder unbewusst zu nutzen macht. Sei es der vermeintlich unfaire Trainer beim Sport, der Partner, der schon wieder verlangt einen unliebsamen Tanzkurs zu belegen oder oder oder. Meist sagt man nichts, man will den anderen ja nicht verärgern. Unsere Gehirn hat verärgerte Bezugspersonen mit Strafen verknüpft und denen möchten wir entgehen. So wird Tag für Tag ertragen statt gesprochen und wir enden schlimmstenfalls im Burnout, Depression und Panikattacken. 

 

Dabei könnte es so einfach sein. Gehorsam bei kleinen und großen Menschen trennt Verbindungen, denn es wird nur auf die Bedürfnisse von einer Person geschaut und nicht auf die aller beteiligten. Nur wer sich seiner Bedürfnisse bewusst ist und diese klar äußert kann sie auch erfüllen/ erfüllt bekommen.

Wenn mein Partner nicht weiß, dass ich Tanzkurse hasse und lieber ins Theater möchte, wird er immer wieder Tanzkurse einfordern. Wenn mein Chef nicht weiß, das ich Planungssicherheit brauche, weil ich nicht alleine auf einer Insel lebe, sondern mit anderen Menschen in Verbindung stehe, die auch längerfristige Termine mit mir machen möchten, wird er immer so weiter planen.

 

Wir müssen mit den Menschen um uns herum in Beziehung gehen, unsere Bedürfnisse äußern und auf die Bedürfnisse der anderen schauen um einen gemeinsamen Weg zu finden, mit dem alle glücklich sind. Grade und besonders in der eigenen Familie, um mündige Erwachsene zu bekommen, die für sich eigene Entscheidungen treffen können.